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Staunen in Varanasi

Ein langgehegter Traum hat sich erfüllt - eine Artist-Residency in Varanasi, in einer der ältesten und heiligsten Städte der Welt. Einen Monat lang habe ich dort gelebt, Kunst gemacht, fotografiert und gestaunt. In dieser Form noch einsehbar bis Ende des Jahres.

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Infos zum dort realisierten Kunstprojekt gibt es hier: https://www.andreabreuer.org/points-of-consciousness

Fotoblog

Tag 27 – Letzter Tag, frühmorgens ausgiebiger Abschied von Ganga…

Tag 26 – Ein Regentag heute. Zum Töpfer, um den Objektbrand in Gang zu setzen, danach zum Kremations-Ghat Manikarnika. Sehr seltsame Erfahrung, Feuer in zwei so gegensätzlichen Kontexten zu erleben – im kreativen Prozess und zur endgültigen Auslöschung…

Tag 25 – Abschiedsgefühle stellen sich ein, noch ein letztes Mal hier hin oder dort hin. Das Kunstprojekt abschließen, Sachen organisieren usw. Könnte auch gut noch länger bleiben… Den Straßenverkehr allerdings mit dem krassen Gehupe und Chaos und Abgasen werde ich nicht vermissen!

Tag 24 – Heute, wieder mit Ajay, einige Stationen der Jyotir Linga Yatra gepilgert, die 12 Tempel der Lichtsäulen um Kashi herum. Sehr alt, sehr lebendig, sehr kraftvoll und hoch energetisiert. Vor allem der Kedarnath-Tempel ist extrem beeindruckend. Die Fotos sprechen für sich…

Tag 23 – Das langerwartete Vollmondlichterfest, Devdipawali. Und es ist einfach nur voll, man kann es sich nicht vorstellen. Mittags bewegt sich schon nichts mehr, man fährt zu sechst im Tuktuk. Die Polizei hat aus geheimnisvollen Gründen alles an größeren Straßen und Plätzen abgesperrt, was den Effekt hat, dass sich die Menge durch die max. 1 Meter breiten, labyrinthischen Gassen schiebt, in beide Richtungen, an den Kühen vorbei, die seelenruhig im Weg liegen. Kaum zu glauben, dass keine Massenpanik ausbricht. Nach Hause muss ich laufen, weil es keine freien Tuktuks gibt. Aber die Lichter an sich sind toll…

Tag 22 – Heute nur wenige Fotos, denn die Stadt ist wegen dem Vollmond-Lichterfest morgen so dermaßen voll, dass die bereits begonnene Tempeltour abgebrochen wurde, weil absolut kein Durchkommen war. Aber sogar das Gemüse ist schön drapiert, und die Baugerüste hier sind sowieso immer was zum Staunen…

Tag 21 – Morgens nach Sarnath, den Gazellenhain.  Der Ort hier, an dem der Buddha nach seiner Erleuchtung seine ersten Lehrreden gehalten und das „Rad des Dharma“ in Bewegung gesetzt hat. Sehr friedvolle Stimmung, Gruppen von Mönchen und deren Schülern sitzen überall und chanten, obwohl ganze Busladungen von Touristen angekarrt werden.

Tag 20 – Abendstimmung am Ganges. Der Weg dahin der übliche Wahnsinn, jetzt kurz vor Devdipawali, dem Götterlichterfest, platzt die Stadt allerdings aus allen Nähten, wenn das überhaupt noch möglich ist. An den Ghats dann auch eine stattliche Ansammlung von „Fake Babas“, aber zwischendurch gibt es auch echte. Und wieder ein Bollywooddreh mit viel Klimbim und ungeheuer wichtigen Leuten. Und es gibt tatsächlich Leute, die im zwar extrem heiligen, aber dann leider doch auch extrem gülligen Ganges fischen…

Tag 19 – Wieder eine Tour mit dem wunderbaren Ajay Pandey, das reinste Glück, von so jemandem hier herumgeführt werden zu können! Zuerst die kleinen und großen Skulpturen bewundert, den Sohn von Ganga symbolisierend, die die Frauen in diesen Tagen singend aus Lehm formen im Angedenken an eine Geschichte aus dem Mahabharata. Dann ging es im Sonnenaufgang und Morgendunst im Boot entlang der Wasserfront der Stadt. Und schließlich zu Fuß durch den anderen Teil der Altstadt mit den vielen herrlichen Tempeln und kleinen Gassen und den Geschichten dazu.

Tag 18 – Morgens zum Sonnenaufgang zu den Ghats – um Kitsch brauche ich mir ja hier keine Sorgen machen… Sehr schönes Licht natürlich, viele private Morgenandachten, einige echte Sadhus und andere Meditierende. Und viele „Fake Babas“, die sich jeden Tag pitoresk „in Schale schmeißen“, um sich von Touristen fotografieren zu lassen und dafür dann Geld zu verlangen – ein einträgliches Business. Ein Bollywood-Dreh einer Tanzszene mit sehr wichtigen Bodyguards und Setrunnern. Und das Kremations-Ghat, Manikarnika. Jetzt „im Winter“ noch nicht so busy so früh am Morgen, da viele ihre Verstorbenen von außerhalb herbringen und es ihnen für den Weg zu kalt ist. Aber einen Eindruck hinterlässt es trotzdem…

Tag 17 – Zur Benares Hindu University. Die dort ansässige Alice Boner Gallery, wegen der ich da hin wollte, wird renoviert, das Museum ist eher mittelmäßig. Direkt nebenan aber die Kunst-Fakultät, und auf dem Gelände der Bildhauer spaziere ich etwas herum. Sehr konzentrierte und entspannte Atmo, und sehr junge Student*innen. Überhaupt der ganze Campus ist sehr entspannt, mit allen möglichen Fakultäten, altem Baumbestand und Gebäuden im Kolonialstil. Irgendwie aus der Zeit gefallen. Auch eine große Klinik ist hier ansässig. Draußen lange Schlangen, der Eingangsbereich steht voll mit Pritschen mit maladen Leuten drauf und den Familien drumherum, die auf ihre Behandlung warten.  Der Campus ist riesig, einer der größten in ganz Asien, und natürlich verlaufe ich mich und finde den Ausgang ewig nicht…

Tag 16 – Früh morgens mit Ajay los zu einer speziellen Tempeltour. Die Straßen sind noch leer, eine komplett neue Erfahrung hier. Das Wasserfest geht auch heute morgen zum Sonnenaufgang noch weiter. Im Shiva-Tempel sind viele Frauen, die eine Puja, Andacht, halten, und es gibt einen See, an dem Puja gehalten wird. Dort Masala-Chai mit dem Kathak-Tänzer Ravi Shankar Mishra mit herrlich funkelnden Augen. Dann in einen ganz wunderbaren kleinen Shakti-Tempel, mit herrlichen Wandmalereien und genau rechtzeitig zur Puja. Der Klang der sonoren Stimme des Priesters zusammen mit der Glocke hallt von den Wänden, sehr intensive Energie, vibrierend, Ehrfurcht erweckend und emporziehend. Und dann noch in einen Tempel der Naths, zurückreichend bis auf Gorakhnath und Matsyendranath, den „Urvätern“ des Yoga. Dort im Keller ein Sanktuarium der Göttin, pinke Wände und blinkende Lichterketten und trotzdem sehr dichte, eher dunkle Energie. Und immer wieder diese wunderschönen, leuchtenden, Geschichten erzählenden Gesichter.

Tag 15 Chaat-Puja, das Wasserfest. Ein Fest der Frauen. Alle sind schön angezogen, hauptsächlich in orange und rot. Es wird gesungen, und es werden Früchte dargeboten und Bambuswedel und Feuer. Die Männer schleppen alles an. Und es wird vor allem knietief in Ganga gestanden für ein Gebet. Und es ist VOLL. Diesmal bin ich klüger, komme an kurz vor den Massen und gehe, bevor alle gehen, so dass ich weitestgehend ohne Lungenkollaps, Herzkasper und Hörsturz wieder zurück bin in der Residency-Oase. 

Tag 11 - 14 – Studio-Retreat

Tag 10 – Und wieder abends am Assighat, zum Sonnenuntergang und dann wieder Aarti. Denn es ist immer noch Diwali, es wird immer noch voller, und heute dann mit der vierten Nacht Böllerkonzert in Folge. Schöne Häuser, trubelige Atmo. Und ein „Astrologie-Professor“, der mir meine Hand und meine Augen und meine Aura und mein Karma und so weiter, gelesen hat. Inklusive des unverzichtbaren Ratschlages, neben etlichen anderen, versteht sich, zum Vollmond eine Schale mit Reispudding aufs Dach zu stellen, damit der Vollmond sich freut und mir folglich wohlgesonnen ist! Das alles natürlich zum fairen Touristenpreis, aber so unterhaltsam habe ich mich selten abziehen lassen…

Tag 9 – Feiertag, die Residency-Angestellten haben frei, fast alle Geschäfte sind zu, die Straßen sind für hiesige Verhältnisse fast erschreckend leer. Auf der Suche nach Brot zum Abendessen ein paar Eindrücke – kleine Straßentempel, auch Bäume sind Ausdruck des Göttlichen und werden verehrt. Und der „Kiez“ mit seinen Gebäuden und ein paar Businesses, die sich den Feiertag nicht leisten können.

Tag 8 – Abends am Assighat die große Diwali-Feier, mit ausgedehnter Feuerzeremonie, dem Aarti. Überall die kleinen Öllämpchen, die Deepas, und Feuerlaternen, die die Wünsche in den Raum, Akasha, tragen. Laute Mantragesänge über Riesenboxen, damit konkurrierend mit vollem Körpereinsatz die Doppeltrommeln, die Damarus. Und alle in ihren Festtagsklamotten und ausgelassen-feierlicher Stimmung. Herrlich! Am Ende lange Schlangen, um einen Segen von dem Feuer mitzunehmen. Die zweite Nacht in Folge dann wieder Böllerkonzert bis zum Morgen, weniger herrlich…

Tag 7 – Die Studiowoche hat begonnen - Infos zum Projekt hier: https://www.andreabreuer.org/points-of-consciousness

Tag 6 – Wieder früh aufgestanden und mit dem wunderbaren Residency-Guide Ajay durch die Altstadt zum Ganges spaziert. Es gab herrliche Gesichter zu bestaunen, und Tempel ohne Ende, und überhaupt die Atmo. Und es gab sogar eine Rooftop-Terrace, mit einer kühlen Brise versorgt und Blick von oben auf die Ganga-Szenerie, die ruhig genug war für ein Gespräch über die Plausibilität des Konzeptes der Wiedergeburt. Und einen Blumenmarkt auf dem Weg zurück.

Tag 5 – Heute gibt´s einen Atelier- und Gartentag. Gestern nachmittag konnten der enorm kundige und hilfreiche Residency-Guide und ich das ganze Material organisieren, diesmal „sicherheitshalber“ mit einer Fahrrad-Rikscha statt dem Motorrad. Verbunden war das auch mit einem hochinteressanten Besuch bei einem der hiesigen Tonbildhauer aus einer Familie, die seit etlichen Generationen Tonbildhauer sind. Bei ihm kriege ich den Ton für mein Projekt und kann dort evt auch brennen. Tonschälchen für meine diversen Pülverchen sind auch schon besorgt – jetzt kanns also endlich losgehen!

Tag 4 – Heute richtig früh aufgestanden für einen Spaziergang durch die Altstadt zu den Ganges-Ghats, mit einer Einführung der wunderbar hilfsbereiten, kompetenten und ortskundigen Residency-Chefin Petra. Die wunderlichen Körbe an den Stangen sind nicht etwa für die Vögel, wie ich zuerst dachte, sondern für die Ahnen. Um den indischen „Totensonntag“ herum werden sie vorübergehend installiert und jeden Morgen an den Schnüren heruntergezogen und mit frischen Gaben gefüllt und dann wieder hochgezogen, damit die „Geister“ der Ahnen sich daran laben können. Abends wird ein Licht eingesetzt, damit sie ihren Weg, wohin auch immer, finden können. Angerührt hat mich der Wäscher, der unbedingt mit seiner Shah Rukh Khan - Geste fotografiert werden wollte und nicht einfach nur waschend – einen Bollywoodsong gab´s natürlich obendrauf.

Tag 3 – Alles bereitet sich auf Diwali vor, das Lichterfest. Eigentlich hatte ich mich als Indien-Fan inzwischen für vergleichsweise kitschresistent gehalten, aber jetzt bluten selbst mir die Augen…

Tag 2 – Unversehens todesmutig an den Ganges gefahren – der nette Residency-Guide und wandelnde Infopoint für alles, vom Handy wieder in Gang bringen über Material wie Ganges-Ton, Kumkum, heilige Asche etc. besorgen bis hin zu Kulturspezialfragen beantworten, hat mich auf seinem Motorrad dorthin mitgenommen. Natürlich wie alle ohne Helm und sonstigen „Klimbim“ und mitten durch die Pre-Diwali-Rushhour, mit schön blinkenden Ampeln immerhin als Deko…
 

Der Weg zurück fast genauso todesmutig – in hunderten durchaus eifrig bemühten Tuktukfahrern inmitten des Menschengewühls einen zu finden, dem ich als Frischling hier zutraue, mich tatsächlich zwar mit klingelnden Ohren durch das Hupkonzert, aber ansonsten heile wieder nach Hause zu bekommen. Da war die spontan angebotene Hilfe einer freundlichen jungen Inderin aus USA, obwohl selbst erst den zweiten Tag hier, mehr als willkommen…

Tag 1 – Erkunden der Gegend rund um die Residency. Es ist heiß und laut, aber trotzdem entspannt. Vor allem die vielen kleinen Businesses fallen auf…

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